Dienstag, 21. August 2012

Es gibt keine Regeln, nur Empfehlungen

Die großartige Keri Smith hat einige Bücher geschrieben, oder ich möchte lieber sagen "gestaltet". Eins davon befindet sich in meinem Besitz und heißt: "How to Be an Explorer of the World" (Perigee Trade, 2008). Eine deutsche Ausgabe gibt es auch. In dem Buch geht es darum, nach verschiedenen Aufgabenstellungen Dinge zu sammeln oder zu beobachten, sie zu dokumentieren, zu analysieren und Gemeinsamkeiten festzustellen. Quasi wie ein Wissenschaftler. In einem tieferen Sinn geht es um Wachstum und Vorankommen, um genaueres Hinsehen, Zusammenhänge erkennen und Querverbindungen herstellen, den Horizont erweitern, weniger urteilen und mehr staunen. Das Ergebnis ist dann wahrscheinlich eine veränderte Wahrnehmung der Umwelt, aus einem anderen Blickwinkel, eine tiefere Verarbeitung, mehr Achtsamkeit und innere Ruhe. Ihr merkt - ganz im Sinne meines Think-Pink-Ansatzes.

Ich will jetzt keine Werbung für das Buch machen und auch keine Rezension schreiben (für beides bekäme ich eh kein Geld, was solls also? *g*), sondern erzählen, was das Buch mit mir gemacht hat. Es hat mich gepackt, als ich auf Seite zwei die Anleitung las, wie das Buch zu verwenden ist. Für mich kann diese Anleitung auf das gesamte Leben übertragen werden, passt mal auf:

"1. Read in any order."

= Mache die Dinge in deinem Leben in deiner Reihenfolge. Wenn du z.B. zuerst arbeiten oder Kinder haben und später studieren willst, ist das okay. Wenn du zuerst deine Karriere verfolgen und später mal Kinder haben willst, ist das auch okay. Wenn du erstmal jobben willst, ist das auch okay. Wenn du heute erst spazieren und dann staubsaugen willst, ist das auch okay.

"2. All exercises are open to interpretation."

= Mache und verstehe die Dinge in deinem Leben auf deine Weise. Andere haben eine andere Sichtweise als du, und das ist okay. Du hast eben deine, und das ist auch okay.

"3. Feel free to add, alter, or ignore."

= Wenn jemand etwas von dir will (oder du selber was von dir willst), musst du diese Erwartungen nicht 1:1 erfüllen. Du kannst den Wunsch etwas abändern, was hinzufügen oder gänzlich ignorieren. So wie es für dich angenehm ist.

"4. There are no rules, merely suggestions."

= ... oder Meinungen. Alles, auch diese Anleitung, ist nur eine Empfehlung. Was ich dazu schreibe, ist nur meine Sichtweise. Entscheide selbst, ob das zu dir passt, du es für dich annehmen willst, oder ob du lieber was ganz anderes willst.

"5. Treat everything as an experiment."

= ... oder als eine Art Spiel. Nimm dich selbst und deine Umwelt nicht zu ernst. Probier etwas aus, beobachte, was passiert, und ziehe deine eigenen Schlussfolgerungen daraus. Wenn etwas schief geht, machst du eben was ander(e)s.

"6. Start with whatever makes you feel a twinge of excitement."

= Dort, wo dein Herz dich hinzieht, dort geht es lang. Nicht dort, wo andere sagen, dass es langgeht. Oder wo du selbst denkst, wo es langgehen müsste.

Wenn man das alles zu einem Satz zusammenfasst, würde der vielleicht lauten:

"Tu, was immer du tun willst!"

Das beinhaltet auch, dass du auch gar nichts tun kannst, wenn du nichts tun willst. Sogar, dass du dich anderen anpassen kannst, wenn du dich anpassen willst. Dass du von anderen aufgestellten Regeln folgen darfst, wenn du das möchtest. Dass du auch ängstlich und wütend und verzweifelt, ungerecht und kindisch sein darfst. Es ist deine Entscheidung und es ist alles okay so. Stellt euch mal vor, unsere Eltern und Erzieher hätten diese Dinge zu uns gesagt, als wir Kinder waren! Wieviel freier wären wir heute wohl in unseren Entscheidungen? Aber wir haben immer noch die Möglichkeit, heute ein bisschen freier zu werden. Mit jedem Tag ein bisschen mehr. Welch ein Glück! :)

Ich sags auch gleich dazu, es geht hier nicht um Gleichgültigkeit! "Tu, was immer du tun willst" heißt nicht: "Mach, was du willst, ist mir doch egal." Es heißt auch nicht: "Egal, was ich mache, es hat eh alles keinen übergeordneten Sinn." Es heißt viel mehr: "Tu, was immer du tun willst, denn ich vertraue darauf, dass du selbst viel besser als ich wissen kannst, was gut für dich ist und wie du deine Prioritäten setzen willst. Und ich freue mich daran, wenn ich sehe, wie du immer mehr zu dir selbst findest, mit mehr Mut und Entschlossenheit Schritt für Schritt deinen ganz eigenen Weg gehst und dadurch immer zufriedener wirst. Wie du das Leben und seine Möglichkeiten wahrnimmst und ausschöpfst - so wie du es willst. Ich vertraue darauf, dass du deinem Dasein deinen eigenen Sinn geben und dem Leben deinen eigenen Stempel aufdrücken kannst." Wenn das mal nicht pinkes Denken ist, dann weiß ich aber auch nicht! ;)

So, und für wen sich das jetzt gut anfühlt, der kann sich ja den letzten Teil in die Ich-Form übersetzen ("Ich vertraue darauf, dass ich selbst am besten weiß, was für mich gut ist, usw...") und ihn sich vorsagen. Oder die 6 Punkte von Keri Smith. Je öfter, desto wirkungsvoller. Ist aber nur eine Empfehlung, ihr wisst schon... ;)

4 Kommentare:

  1. Danke für diese Sichtweise. Dein Beitrag war sehr interessant zu lesen. Ich finde die Punkte von Keri Smith sehr gut und unbewusst entspricht ein Grossteil der Regeln meiner Lebenseinstellung.

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  2. Du machst mich zu einem besseren Menschen und darum habe ich dir einen Award vermacht. http://fraufrigga.blogspot.de/2012/08/and-award-goes-to.html

    Liebe Grüße
    Frigga

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