Montag, 21. Januar 2019

Zuckerfrei - über emotionales Essen

Hola! Ich dachte, ich melde mich mal wieder von meinem zuckerfreien Experiment. Momentan befinde ich mich an Tag 18:

17 Tage kein Zucker... und ich lebe immer noch
Es gab, wie ich ja schon angekündigt hatte, zwei Ausnahmetage. Die hab ich rausgelassen, sonst wäre ich schon an Tag 20. Man kann jetzt natürlich sagen: "Ryaaaanne, du machst das Experiment nicht richtig." Ich mach es halt, so gut es geht 😉 Dafür war ich an allen anderen 17,5 Tagen brav. Es gibt auch nicht so viel Aufregendes zu berichten: Ich lebe noch, ich bin nicht durchgedreht, mir geht es gut. Was ich auf alle Fälle gemerkt habe, und dafür waren die zwei Tage mit Zucker dann zum Vergleichen doch recht aufschlussreich, dass meine Verdauung und mein Blutzuckerspiegel ohne Zucker konstanter sind. Das heißt, ich hab weniger Blähungen und ich neige weniger zu Unterzuckerungssymptomen. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich an den zwei Tagen nicht nur jeweils ein kleines Stück Schokolade hatte, sondern eher so Richtung Kuchen UND Dessert. Ich wilder Feger 😆

Mein Verlangen nach Süßkram hält sich weiterhin in Grenzen. Manchmal denke ich schon: "Och, jetzt ein Stück Schokolade." Aber dann schalte ich auf stur und damit hat es sich dann auch wieder. Dass ich auch auf natürliche Süße in Form von Ahornsirup und Trockenfrüchte verzichten "muss", empfinde ich aber schon als etwas einschränkend. Klar, es geht schon, und es macht auch Sinn, damit man nicht einfach die "ungesunde" Schokolade mit "gesunden" Trockenfrüchten ersetzt, aber so auf Dauer wäre mir das dann doch etwas zu viel des Guten. Es geht ja auch nicht darum, den Ahornsirup literweise in sich reinzuschütten. Aber dazu mehr an geeigneter Stelle.

Ich hatte ja beim letztem Mal geschrieben, welche Gründe das hat, dass man zu viel Süßes isst: Gene, Gewohnheit, Verfügbarkeit, soziale Situationen und Emotionen. Und auf das emotionale Essen wollte ich nochmal etwas genauer zu sprechen kommen. Das sind die Situationen, in denen man traurig ist oder müde oder gestresst - oder auch sich sehr freut - und dann zum Trost oder zur Belohnung etwas Süßes isst. Was übrigens auch vollkommen okay ist, so lange es eben nicht überhand nimmt. Wenn es aber trotzdem überhand genommen hat, gibt es zwei Möglichkeiten, seinen Kopf erstmal wieder einzunorden:

1. Man braucht keine Schokolade - Ja, auch wenn einem das so vorkommt. Auch wenn man traurig ist oder wütend und sich so fühlt, als ob die Welt untergeht, wenn man jetzt nicht sofort Schokolade (oder Eis oder was auch immer) bekommt. Nein, die Welt wird nicht untergehen. Unangenehme Gefühle gehen nicht nur dadurch weg, dass man ein paar Stück Schokolade draufwirft. Sie gehen auch davon weg, wenn man sie lediglich wahrnimmt, anerkennt und ihnen Zeit und Raum gibt, von alleine wieder abzuklingen. Denn das ist der natürliche Verlauf eines Gefühls. Was direkt zum zweiten Punkt führt...

2. Schokolade löst keine Probleme. Manchmal fügt sie den eh schon vorhandenen sogar noch ein weiteres hinzu. Das ist analog zum Alkohol. Man mag sich zwar erstmal kurzfristig besser fühlen, wenn man Schokolade isst, weil sie im Gehirn zu einem kleinen Dopaminhoch führt. Darauf folgt allerdings der Crash, d.h. der Dopaminspiegel sinkt genau so rasch wieder in den Keller. Und jetzt ist man an dem Punkt, an dem man eigentlich wieder Schokolade "bräuchte"... Teufelskreis. Das Ziel sollte also nicht so eine Dopamin-Berg-und-Talfahrt sein, sondern eher ein gleichmäßiger Dopaminspiegel (auch wenn das erstmal öde klingt, ist es aber nicht). Dabei hilft Schokolade allerdings nicht. Auch ist ja das auslösende Problem nicht automatisch weg. Wenn der Chef doof ist oder man depressiv ist, ist ja nicht ein Mangel an Schokolade ursächlich. Kein Chef wird nett, nur weil man selber Schokolade isst (vielleicht hilft es allerdings, wenn der Chef mehr Schokolade isst 😂). Man bekommt auch durch Schokoladenkonsum nicht langfristig bessere Laune. Es ist also einfach der falsche Weg, wenn man sein eigentliches Problem lösen will.

Es ist also so, dass wir von der Genetik her schon zum emotionalen Essen neigen, aber das der größere Anteil dabei Gewohnheiten und Überzeugungen sind. Das heißt, dass wir schon einerseits aufpassen und Vorkehrungen treffen müssen (z.B. Essen, bei dem man weiß, dass man nicht widerstehen kann, außer Reichweite schaffen, oder Nein sagen üben), aber dass wir andererseits auch nicht willenlos ausgeliefert sind und gar nicht anders können, als alles in uns reinzuschaufeln, was uns vor die Nase kommt. Grundsätzlich gesprochen. Individuell kann das natürlich sehr unterschiedlich aussehen, wie schwer oder einfach es fällt, vom emotionalen Essen loszukommen. Gegebenenfalls bietet es sich vielleicht an, sich Unterstützung zu suchen, wenn man merkt, dass es einem schwerfällt. Aber auch da gibt es Mittel und Wege. Und allgemein bleibt vielleicht festzuhalten: Essen ist da, um uns satt zu machen. Es sollte einem schmecken und gut tun. Zum Problemelösen ist es dagegen eher ungeeignet.

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